Ist die Ungleichheit zwischen Männer- und Frauenfußball berechtigt, obwohl die Frauen oft erfolgreicher sind?
Die große Diskrepanz zwischen Männer- und Frauenfußball in puncto Wertschätzung, Bezahlung und Chancengleichheit ist wahrscheinlich jedem bekannt. Für die meisten Menschen jedoch kein Aufregerthema, denn es wird deutlich weniger über den Fußball der Frauen berichtet. Man begründet dies damit, dass die Spiele einen geringeren Beliebtheitswert als jene der Männer hätten und dass Analysen, etwa über den Teamkader, nicht besonders sinnvoll seien – die meisten Menschen würden die Spielerinnen sowieso nicht kennen. Der DFB meint, dass Frauenfußball sich deshalb nicht gut vermarkten ließe. Es “sei einfach nicht attraktiv anzuschauen“, weil es eben “nicht der richtige“ Fußball sei. Es sei überhaupt nicht zu vergleichen, da es einfach ein ganz anderer Sport sei1.
Wenn die deutsche Nationalmannschaft der Männer 2016 die EM gewonnen hätte, hätte es vom DFB eine Siegesprämie von 300 000€ pro Spiel gegeben, die Spielerinnen des deutschen Nationalteams der Frauen hätten hingegen nur eine Prämie von 37 500€ pro Spiel erhalten. Bei der Fußball-WM der Frauen hat das Siegerland eine Prämie von 3,5 Millionen € erhalten, während bei der Fußball-WM der Männer eine Prämie von 32 Millionen € ausgezahlt wurde. Doch ist das fair, dass die Männer fast zehnmal so viel bekommen?
Das deutsche Nationalteam der Frauen ist sogar Rekordsieger der EM (achtmal) und sind zweimal Weltmeister geworden (2003 und 2007). Jedoch können die Frauen erst seit 1991 bei der WM antreten, während die Männer schon seit 1930 die Chance auf den WM-Titel haben. Somit ist die deutsche Nationalmannschaft der Frauen statistisch gesehen deutlich erfolgreicher als das Nationalteam der Männer. Trotzdem gibt es viel mehr Pressearbeit über die Niederlagen des Männerteams als über die Siege der Frauenmannschaft. Das scheint jedoch niemanden zu interessieren.
In Brasilien sieht das ganze ein wenig anders aus. Die brasilianischen Fußballspielerinnen kriegen von dem CBF, quasi dem DFB Brasiliens, künftig so viel Geld wie die Männer. Der Weltfußballerin Marta und der Rekordnationalspielerin Formiga, die sich seit Jahren für Gleichberechtigung einsetzen, wird also nun in Form von Prämien und Spesen die gleiche Wertschätzung zuteil wie Neymar und Dani Alves.
Die Confederação hat das Preisgeld und die Zulagen zwischen Männer- und Frauenfußball ausgeglichen. Was bedeutet, dass die Spielerinnen das Gleiche verdienen wie die Männer.
Präsident Rogerio Caboclo
Bis jetzt machen nur sieben von 159 Fußballverbänden mit Frauenteams keinen Unterschied mehr zwischen der Bezahlung der Männern und Frauen. Das gilt in Norwegen, Neuseeland, Australien, Finnland, Fiji, Brasilien und England. Zuletzt hat das Thema vor der WM 2019 für Aufmerksamkeit gesorgt, da amerikanische Fußballerinnen eine Klage gegen ihren Verband wegen ungleicher Bezahlung eingereicht haben. Ein Richter hat die Klage jedoch abgelehnt.
Beim EM-Finale 2022 der Frauen (Deutschland-England) war Olaf Scholz anwesend. Trotz der Niederlage gratulierte er dem deutschen Team für seine Leistung. Olaf Scholz möchte mit dem DFB über eine gleiche Bezahlung von Männern und Frauen im Fußball sprechen. Er weist auch darauf hin, dass z.B. Spanien damit schon ein wenig voraus sei. Der spanische Fußballverband hat immerhin beschlossen, dass Männer und Frauen künftig bei Bonusauszahlungen und TV-Prämien gleichbehandelt werden sollen. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser will eine bessere Bezahlung für Frauen im Fußball.
Es ist wichtig, dass die Politik sowie Spielerinnen und Spieler das deutliche Signal senden, dass der Frauenfußball die gleiche Bedeutung hat wie der Männerfußball.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser
Deshalb sollte dafür gesorgt werden, dass Sportlerinnen in allen Ländern genauso viel Geld bekommen wie die Männer. Sportler:innen sollten aufgrund ihres Geschlechtes nicht benachteiligt werden, aber noch ist es ein weiter Weg zur Gendergerechtigkeit im Sport.
Wie seht ihr das denn? Hinterlasst doch gerne einen Kommentar!
1 Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2019-06/sexismus-fussball-sexueller-uebergriff-frauenfussball-wm/seite-2 (Zugriff: 14.07.2023)