Rolf Scheibner, Fahrer des GT4 Aston Martin von Dörr Motorsport, und Kevin Estre, Fahrer des Mantey Porsche 911 GT3 R (höhere Klasse), näherten sich einer Kurve des engeren Abschnitts Kallenhard mit angemessener Geschwindigkeit. Der GT4 Fahrer wurde zuvor durch drei blaue Flaggen darüber informiert, dass sich ein schnelleres Fahrzeug nähert. Folglich ist er dazu verpflichtet, dem schnelleren Fahrzeug Platz zu machen. Als Scheibner und Estre in die Kurve einfuhren und Estre seine Chance sah, vorbeizufahren, füllte er den geschaffenen Platz, indem er wieder in die Kurve reinzog. Da Estre jedoch nicht damit rechnete, fuhr er dem Fahrer des GT4 in die Seite, der sich daraufhin überschlug und auf dem Dach zum Stehen kam.
Urteil der Rennleitung
Die Rennleitung einigte sich auf eine Zeitstrafe von 100 Sekunden für Estre. Dieser kreuzte die Ziellinie mit einem Vorsprung von 22 Sekunden. Doch durch die Strafe ergatterte der Mantey Porsche im Nachhinein nur den zweiten und nicht wie erhofft den ersten Platz im prestigeträchtigen Rennen am Nürburgring.
Das 24-Stunden-Rennen
Das 24- Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ist eines der anspruchsvollsten und traditionsreichsten Langstreckenrennen der Welt. Seit 1970 findet es jährlich in der Eifel statt und lockt bis zu 200.000 Zuschauer an die Strecke. Gefahren wird auf einer über 25 Kilometer langen Kombination aus Nordschleife und Grad-Pris-Kurs- mit über 170 Kurven und teils extremen Höhenunterschieden. Über 100 Fahrzeuge verschiedenster Klassen treten an, von seriennahen Tourenwagen bis hin zu hochmodernen GT3-Boliden. Der Kampf gegen die Uhr, das Wetter und die Dunkelheit macht dieses Rennen zu einer echten Belastungsprobe für Mensch und Maschine – und zu einem Highlight im Motorsportkalender.
Meinung von Estre/ Mantey
Estre und das Mantey Team waren daher sichtlich frustriert über diese Entscheidung und haben Widerspruch eingelegt.
„Wir haben auf der Strecke das Rennen gewonnen, aber am Ende ist die Strafe hart.“
Zitat von Kevin Estre zu der Strafe in MotorsportMagazin
Außerdem nannte Estre weitere Argumente, die gegen seine Strafe sprechen:
Estre zu MotorsportMagazin
- „Es gab drei blaue Flaggen hintereinander.“ ->Scheibner wusste, dass sich ein schnelleres Fahrzeug nähert, wodurch Estre annahm, dass Scheibner ihn durchlässt.
- „Wenn du auf der Innenseite bist, sollte das Auto auf der Außenbahn eine Wagenbreite Platz lassen, was nicht passiert ist.„ ->Laut Estre hätte Scheibner Platz machen sollen.
„Ich habe ihn gesehen und habe voll gebremst. Ich war schon komplett auf dem Randstein. Ich konnte nirgendwo mehr hin. Er dagegen hatte links noch jede Menge Platz.“
Estre zu Auto Motor Sport
-> Estre sah seine Schuld ein, jedoch zeigte er keine Reue und würde in der Situation exakt gleich handeln.
„Solche Szenen erleben wir jede Menge im Rennen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich beim nächsten Mal wieder so handeln. Für mich war da nichts falsch. „
Estre zu Auto Motor Sport


Ansicht des „Dörr Motorsport“ Rennteams:
Wichtig ist zu wissen, dass sie nicht angehört wurden, da sie die Rennleitung nicht kontaktiert haben und dass sie die Situation aus einer differenzierten Perspektive betrachten.
„Kevin Estre befand sich zum Zeitpunkt des Vorfalls in der Gesamtführung – auf einer der fahrerisch anspruchsvollsten Rennstrecken weltweit und unter unmittelbarem Druck durch den Verfolger. Gerade in der Spitzengruppe erfordern Überholmanöver schnelle Entscheidungen innerhalb von Sekundenbruchteilen.“
„In solchen Situationen kann es möglicherweise vorkommen, dass Fahrverhalten, Bewegungen oder Signale vorausfahrender Fahrzeuge nicht eindeutig einzuschätzen oder vorherzusehen sind.“
Auszug aus dem Statement von Dörr Motorsport von Auto Motor Sport
Begründung der Rennleitung:
Die Rennleitung argumentiert mit der Bezeichnung „Miss-Hit-Miss“. Diese beschreibt, wie wie man den Streckenabschnitt fahren sollte, damit man so wenig Geschwindigkeit wie möglich verliert. „Miss“ steht dafür, dass man den Scheitelpunkt der Kurve nicht ganz treffen soll und die Kurve weiter außen befährt. „Hit“ bezeichnet das Gegenteil: den Scheitelpunkt voll zu treffen. Die besagte Kurve war eine „Miss“ Kurve. Scheibner hatte zu dem Zeitpunkt nicht die Absicht, Estre vorbei zu lassen. Er ist dementsprechend die Ideallinie für die Kurve gefahren, welche besagt, dass man den Scheitelpunkt spät trifft („Miss“). Dadurch kam dieses Missverständnis zustande.
„Es muss sich keiner in Luft auflösen und er [Aston Martin; d. Red.] hat auch keine Zeichen gegeben, dass er seine Linie verlässt. Hätte er machen können, hat er aber nicht. Also muss der Folgende [Estre; d. Red.] sich darauf einstellen.“
Rennleiter Walter Hornung zu MotorsportMagazin
Meinung der Fans zu dem Urteil:
- Viele Fans des „Grello“ Rennteams sind der Meinung, dass man die Zeitstrafe hätte kürzer ausfallen lassen können, jedoch gibt es keinen klaren Standpunkt, wieviele Sekunden kürzer gerecht wären.
- Fans andere Teams finden die Strafe angemessen, da es solche Strafen schon öfters in der Vergangenheit gab und diese im Falle einer Änderung nicht mehr gerecht wären.
-> Mit der Entscheidung der Rennleitung steht die Fairness und die Sicherheit im Vordergrund.
Zu solchen Situationen kommt es auf dem Nürburgring regelmäßig. Am Ende bleibt die Frage, ob die Strafe gerecht ist, meistens ungeklärt. Wichtig ist jedoch, dass Fairness, Spaß und Sicherheit im Vordergrund bleiben, damit dieses legendäre und sehr traditionsreiche Event noch lange erhalten bleibt.
Die Bilder wurden mit Canva.Ai generiert.