Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Probleme mit dem eigenen Selbstwertgefühl. Wenn du dich selbst von dem Thema betroffen fühlst, kann es sein, dass dich dieser Artikel triggert. Wir würden dich daher bitten, bewusst und eigenverantwortlich mit dem nachfolgenden Text umzugehen. Am Ende des Artikels findest du Verweise zu Hilfsangeboten.
Eine Umfrage der HSBC Studie 2015 berichtet, dass das Selbstwertgefühl bei Jugendlichen stark abnimmt. Dabei ist die Prozentzahl zur Körperunzufriedenheit der Mädchen mit 42,3% deutlich höher als der Anteil der Jungen mit 25,6%. Damit verbunden sind häufig auch psychische Erkrankungen wie Essstörungen, wobei 21,8% der Mädchen und 11,9% der Jungen berichten, davon betroffen zu sein. Aber was ist überhaupt der Selbstwert, wodurch wird er beeinflusst und wie kann man ihn bessern?
Was ist das Selbstwertgefühl überhaupt?
Das Selbstwertgefühl oder auch der Selbstwert ist die Bewertung und das Bild, welches man von sich selbst hat. Es beschreibt die Eigenschaften, Fähigkeiten und vor allem auch das Aussehen und wie sehr man sich selbst wertschätzt, respektiert und akzeptiert.
Warum ist das Selbstwertgefühl so wichtig?
Der Selbstwert ist sehr wichtig, weil er unser Leben, unser Wohlbefinden und unsere Beziehungen beeinflusst. Mit einem gesunden Selbstwertgefühl tritt man selbstbewusster auf, hinterfragt eigene Entscheidungen weniger und geht gelassener mit Aufgaben und Herausforderungen um. Ein unsicheres und schwaches Selbstwertgefühl hingegen führt zu Unsicherheit, zu Selbstzweifeln und Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten. Ein geringes Selbstwertgefühl kann zu psychischen Erkrankungen beitragen und sie verstärken und deshalb ist es umso wichtiger, sich um sich selbst zu kümmern.
Erkrankungen, die in Zusammenhang mit einem geringen Selbstwertgefühl stehen:
- Essstörung: Unsicherheit und Unzufriedenheit mit sich selbst kann dazu führen, durch extremes Essverhalten Kontrolle oder vermeintlichen „Selbstwert“ zu gewinnen.
- Depressionen: Geringer Selbstwert führt oft zu starker Selbstkritik und Schuldgefühlen und man fühlt sich oft nicht gut genug.
- Angststörungen: Wen man an sich zweifelt, kann das häufig dazu führen, Situationen aus Angst zu vermeiden, aus Angst zu versagen oder abgelehnt zu werden.
- Soziale Isolation: Wer denkt er sei unwichtig, zieht sich oft zurück.
Wodurch wird der Selbstwert beeinflusst?
Es gibt viele Faktoren, die auf den Selbstwert einwirken. Äußere Einflüsse spielen dabei eine wichtige Rolle. Das können Erlebnisse in der Kindheit und im frühen Jugendalter oder auch schlechte soziale Beziehungen sein, zusätzlich gibt es heutzutage – gerade Jugendliche erleben dies – sehr viel Druck aus den Sozialen Medien. Ständig wird man mit idealisierten Darstellungen, unrealistischen Schönheitsidealen und sonstigen Erwartungen konfrontiert.
Doch meist versteht man nicht, dass das meiste gar nicht echt ist. Soziale Medien zeigen oft nur die guten Seiten der Personen, einen kuratierten und gestellten Ausschnitt. Wenn man das nicht hinterfragt, neigt man zu Vergleichen und man gerät in eine Spirale: Warum bin ich nicht so organisiert und schlau wie das Mädchen, das immer wieder zeigt, wie es 20 Stunden für seine Klausuren lernt? Wie kann es sein, dass er so sportlich und motiviert ist und ich nicht? Bin ich überhaupt genug?
Man fühlt sich dann minderwertig und schlecht – und gerade solche Fragen, also die innere Selbstkritik und auch die eigene überkritische Selbstwahrnehmung und das negative Denken verringern den Selbstwert ebenfalls. Durch diese und weitere Faktoren wird das Selbstwertgefühl also ständig beeinflusst und das vielleicht sogar, ohne dass man es direkt merkt.
Wie kann man das Selbstwertgefühl steigern?
Zunächst kann es sein, dass der Weg, seinen Selbstwert zu verbessern, nicht so einfach ist. Man muss nämlich sehr viel an sich, seiner Denkweise sowie an seinem Handeln arbeiten. Sich selbst zu akzeptieren, seine positiven und negativen Gedanken zu beachten und allgemein auf sich selbst zu achten sind schon wichtige Schritte in die richtige Richtung. Man sollte sich auch vergegenwärtigen, was im eigenen Unterbewusstsein passiert. Sich nicht mit anderen Menschen im echten und Online-Leben zu vergleichen, sich mit Menschen zu umgeben, die einem gut tun.
Selbstachtung und Selbstfürsorge heißt, sich um sich selbst richtig zu kümmern. Leider vergisst man das nämlich viel zu oft.
Es gibt aber eine Sache, die ich empfehlen kann und zwar ein Journal. Man nimmt sich einfach ein leeres Notizbuch und schreibt. Dabei muss man, wer das schon kennt, nicht unbedingt am Anfang des Jahres anfangen und es muss auf keinen Fall perfekt sein, denn es ist dafür da, an sich selbst zu arbeiten und keinen weiteren Druck auszulösen. Man schreibt alles auf, was einen glücklich macht, was einen inspiriert, seine Ziele und Wünsche. Es gibt auch einen sogenannten „Brain Dump“, was soviel heißt wie Gedankenmülleimer oder Gedankenablage. Es hilft dabei, alle Gedanken und Gefühle einfach mal aufzuschreiben, um sie alle auf einen Blick zu sehen. Oft kann man sie dann besser verstehen und danach handeln. Beispielsweise ist man sauer, weil man auf dem Schulfoto nicht gut aussieht und dann schreibt man es auf und versucht, loszulassen: „Ich lass mir jetzt den ganzen Tag vermiesen, nur weil der Fotograf vielleicht nicht meine beste Seite erwischt hat?“ In ein Journal kann also einfach alles aufgeschrieben werden und es muss einem auch nicht peinlich sein, da es sowieso niemand anderes sieht.
Ein letzter wichtiger Punkt ist die Selbstfürsorge. Man muss sich um sich selbst kümmern. Du hilfst zum Beispiel einer guten Freundin/ einem guten Freund, weil sie/er gerade eine schwere Zeit hat? Genau das muss man auch bei sich selbst machen. Klar hat man vielleicht auch Mitmenschen, die sich um einen kümmern können, aber schließlich kann man oft am meisten und besten entscheiden, was gerade das ist, was man braucht und in welcher Menge. Um sich selbst kümmern muss aber auch nicht immer dann sein, wenn es einem schlecht geht. Wenn man sich etwas kocht, obwohl man eigentlich etwas anderes erledigen müsste und es deshalb sonst nicht gemacht hätte oder wenn man sich mal einen Tag am Wochenende frei nimmt, weil einem alles gerade etwas zu viel wird. Das kann einem helfen, sich selbst mehr zu beachten und sich besser zu fühlen.
Hilfsangebote
Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr geöffnet und ist über Anruf, E-Mail und Chat erreichbar. Telefonnummern: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 oder 116 123.
Online-Mailberatung: Anmeldung erforderlich unter online.telefonseelsorge.de Chat: online.telefonseelsorge.de
Die Nummer gegen Kummer ist von Montag bis Samstag von 14:00 bis 20:00 Uhr erreichbar. Nummer gegen Kummer: Für Kinder und Jugendliche unter 116 111.
Foto von Anthony DeRosa: https://www.pexels.com/de-de/foto/graustufenfotografie-der-person-am-ende-des-tunnels-211816/
Quelle zu den Studienergebnissen im ersten Absatz: https://www.oberbergkliniken.de/artikel/koerperbewusstsein-selbstwertgefuehl-bei-jugendlichen