Unser beliebter Erdkunde- und Englischlehrer macht in diesem Schuljahr ein Sabbatjahr. Wir wollten Genaueres über das Sabbatjahr erfahren, und haben Herrn Peter in Australien kontaktiert.
Hanna & Adele: Hallo, Herr Peter! Wir hoffen es geht Ihnen gut und Sie haben auf Ihrer Reise viel Spaß! Wir würden sie gerne darum bitten, uns ein paar Fragen bezüglich ihres Sabattjahres zu beantworten.
Herr Peter: G‘day, mates! Ich hoffe, euch geht es allen gut! Nun zu euren Fragen: Da es viele Fragen sind, versuche ich mich kurz zu fassen, auch wenn es bei den vielen Erlebnissen schwerfällt. Gerne kann ich euch aber nach meiner Rückkehr mehr erzählen.
Hanna & Adele: Was ist ein Sabbatjahr eigentlich?
Herr Peter: Man könnte sagen, dass es ein Jahr Auszeit von der Arbeit ist. Man kann diese Auszeit dann nach seinen Wünschen gestalten. Es muss also keine Reise sein.
Hanna & Adele: Warum machen Sie eine solche Reise?
Herr Peter: Ich finde, auf Reisen kann man viele neue Erfahrungen sammeln, erhält interessante Einblicke in andere Länder und Kulturen und lernt neue Menschen kennen. Das finde ich spannend. Auch mit Blick auf meine beiden Fächer, Englisch und Erdkunde, sind solche Reisen natürlich hilfreich, da ich so einige Unterrichtsinhalte live erleben und vielleicht künftig etwas lebendiger davon berichten kann. Ein weiterer Grund ist, dass ich kein großer Freund des Winters bin und daher sozusagen der Sonne und dem Sommer hinterherreise.
Hanna & Adele: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Herr Peter: Um ehrlich zu sein, weiß ich das gar nicht mehr ganz genau. Viele Schüler/innen verreisen ja nach dem Abitur oder während des Studiums. Damals wollte ich das aber nicht und es war wahrscheinlich auch finanziell schwierig, zumindest für eine so weite Reise. Ich wusste aber, dass ich dies irgendwann nachholen wollte, und durch das Sabbatjahr hat sich mir dann die Möglichkeit geboten.
Hanna & Adele: Machen Sie diese Reise alleine?
Herr Peter: Den Großteil der Reise mache ich alleine, da Familie und Freunde leider nicht so lange frei haben. Nur zu Beginn waren ein paar Freunde auch in Dubai. Videotelefonate über WLAN der Hotels sind aber kostenlos und die nutze ich auch sehr häufig. Andererseits lernt man auf der Reise auch schnell Menschen kennen, besonders in den verschiedenen Unterkünften oder bei Veranstaltungen. Man ist also meist nicht wirklich lange alleine und hört viele Geschichten von ganz verschiedenen Nationalitäten. Ein paar Beispiele: Im Flugzeug habe ich mit einem jungen Mann gesprochen. Er hat die deutsche Staatsbürgerschaft, aber seine Eltern sind Russen. Die Eltern haben entschieden, während des Ukrainekrieges wieder von Deutschland nach Russland zu ziehen. Ihren Sohn haben sie dabei aber nicht wirklich gefragt. Er hatte sehr gemischte Gefühle dazu. Da der Luftraum über der Ukraine gesperrt war, musste er einen großen Umweg über mehrere Stationen fliegen. Außerdem erwähnte er, dass er nicht gleich die russische Staatsbürgerschaft annehmen würde, da er sonst wohl direkt Wehrdienst leisten müsste… Mit Menschen aus Kanada und Israel habe ich nachts einen Berg bestiegen, um den Sonnenaufgang zu sehen. Mit neuen Bekannten aus Österreich, den Niederlanden und Belgien haben wir abends am Kamin gesessen und uns über die Erlebnisse einer siebenstündigen Wanderung über einen Vulkan ausgetauscht. Mit einer Familie aus den USA habe ich den Heimatort von Frodo (Herr der Ringe) besucht und mit einem Franzosen auf einer Bootsfahrt Glühwürmchen in einer Höhle bestaunt. Mit zwei Medizinstudentinnen aus Nordirland habe ich auf das Feuerwerk an Silvester gewartet und mit vielen deutschen Touristen Alexander Zverev bei den Australian Open angefeuert.
Hanna & Adele: Wo waren Sie schon und welche Länder/Städte besuchen Sie noch?
Herr Peter: Ich war über den Sommer noch in Deutschland: In Köln bei einer Comedy-Veranstaltung und bei der Basketball EM sowie in Hamburg im Musical Hamilton. Am 1. Oktober ging die Reise dann los nach Dubai, auf die Insel Bali, nach Neuseeland und Australien. Von Melbourne aus fliege ich nach Singapur, verbringe dort ein paar Tage und fliege dann am 8. Februar zunächst mal nach Deutschland zurück. Natürlich will ich nach der langen Zeit auch Familie und Freunde wieder treffen und muss zunächst auch wieder etwas sparen. Im April würde ich dann gerne noch nach Ägypten. Danach ist es in Deutschland wieder warm genug und ich werde den Rest meines Sabbatjahres wohl dort verbringen.
Hanna & Adele: Was waren bis jetzt Ihre Lieblingsmomente?
Herr Peter: Das ist eine sehr schwierige Frage, da die Erlebnisse so unterschiedlich sind. Landschaftlich war Neuseeland wohl am schönsten. Wellington hat mir als Stadt am besten gefallen, da es dort viele Sehenswürdigkeiten und Feiern gibt, einen Strand quasi mitten in der Stadt, ein riesiges kostenloses Museum und große Filmstudios (Avatar wird dort gedreht) und Filmdrehorte (vor allem von Herr der Ringe). Melbourne ist aber auch toll!
Ich würde aber sagen, dass die Tongariro Alpine Crossing wohl mein Lieblingsmoment war. Videos dazu kann man bei Youtube finden. Per Bus geht es auf eine Seite eines Berges, man muss einen langen Wanderweg auf sich nehmen, klettert steil den Berg hinauf und es ist windig und kalt. Der Aufstieg dauert mehrere Stunden und ist anstrengend. Oben angekommen hat man dann aber einen fantastischen Ausblick, die Felsen sind warm, da sie vulkanisch sind und man ist stolz, dass man es geschafft hat. Der Abstieg auf der Lee-Seite des Berges ist eine wahre Belohnung. Der Wind ist deutlich schwächer, es ist warm und sonnig. In der Unterkunft setzen sich abends dann alle in einem Gemeinschaftsraum zusammen und erzählen gegenseitig über ihre individuellen Erlebnisse bei der Wanderung, tauschen Bilder und Erfahrungen aus.
Hanna & Adele: Wie lange dauert Ihre Reise?
Herr Peter: Die Hauptreise ist vom 1. Oktober 2022 bis zum 8. Februar 2023.
Hanna & Adele: An welchen Orten haben Sie die Weihnachtstage und auch den Neujahrsbeginn verbracht und werden diese Tage dort gefeiert?
Herr Peter: Weihnachten und Silvester habe ich in Sydney, Australien, verbracht. Beides wird dort gefeiert, nur ist es 20 bis 30 Grad wärmer als in Deutschland. An Weihnachten stehen Weihnachtsbäume auf fast allen öffentlichen Plätzen und auch am Strand. Weihnachtsmessen in Kirchen gibt es natürlich auch und es gab eine große öffentliche Feier, so ähnlich wie ein Weihnachtsmarkt, mit Food Trucks, Musik und einer Drohnenshow mit Weihnachtsmotiven. An Silvester hatte ich einen tollen Blick auf das riesige Feuerwerk zwischen Sydney Opera House und Harbour Bridge. Was man bei vielen Social Media Posts des Feuerwerks allerdings nicht sieht, ist, dass wir fast 10 Stunden dort in der Sonne gesessen und gewartet haben, um diesen Blick zum Beginn des neuen Jahres zu haben. Langweilig war es aber nicht, weil man wieder schnell neue Bekanntschaften gemacht hat.
Hanna & Adele: Wie finanziert man eine solche Reise?
Herr Peter: Zunächst einmal ist es nicht so, dass ich momentan gar kein Geld bekomme. Es gibt beim Sabbatjahr verschiedene Modelle. Ich habe im vorletzten und im letzten Schuljahr mit voller Stundenzahl gearbeitet, aber habe dafür nur Zweidrittel meines Gehaltes bekommen. Dafür muss ich im jetzigen Schuljahr allerdings gar nicht arbeiten und erhalte dennoch weiterhin Zweidrittel meines normalen Gehaltes. Man muss also vorher sparen, auflisten, wie viel Geld man monatlich ausgibt z.B. für Miete, Mitgliedsbeiträge, Handy usw. und sich überlegen, wie viel Geld man sparen muss, damit man auch für eine Zeit mit weniger Gehalt über die Runden kommt und trotzdem noch ein Reisebudget hat, mit dem man Flüge und Hotels bezahlt. Ich hatte auch das Glück, dass ich meine Wohnung in Konz weitervermieten konnte, während ich auf Reisen bin. So muss ich nicht Hotels und Miete zahlen.
Hanna & Adele: Wie lange halten Sie sich meistens an einem Ort auf?
Herr Peter: Das kommt auf die Größe der Orte/Städte an. In Dubai und Singapur bin ich jeweils nur ein paar Tage. Auf Bali war ich etwa zwei Wochen, aber an mehreren Orten. In Neuseeland und Australien war ich jeweils etwa 2,5 Monate, aber natürlich auch an verschiedenen Ort. In Melbourne und Wellington war ich jeweils aber etwa drei Wochen. Das ist lange, aber ich wollte bei dieser Reise auch gerne sagen können, dass ich dort nicht nur Urlaub gemacht habe, sondern eine Weile wirklich dort gelebt habe.
Hanna & Adele: Würden Sie die Reise weiterempfehlen oder ist es eher so, dass Sie auch darauf hätten verzichten können?
Herr Peter: Ich hätte auf die Reise auch verzichten KÖNNEN, da ich nicht verreist bin, weil ich in Konz/Deutschland unglücklich/gelangweilt war oder ich die Konzer Schüler:innen nicht mehr ertragen konnte. Daher freue ich mich auch, im nächsten Schuljahr wieder am Gymnasium Konz zu unterrichten!
Ich hätte auf die Reise aber nicht verzichten WOLLEN und würde ein Sabbatjahr auch jedem weiterempfehlen. Man muss ja nicht verreisen, aber sollte sich Zeit nehmen, sich auch eigene Wünsche/Träume zu erfüllen und nicht zu lange damit zu warten. Leider schieben viele Menschen Wünsche zeitlich immer weiter nach hinten und können sie dann schließlich, aus welchen Gründen auch immer, doch nicht mehr wahrwerden lassen.
Ich wünsche euch daher, dass ihr euch eure Träume rechtzeitig erfüllen könnt!
Wir bedanken uns bei Herrn Peter für seine offenen Antworten und die spannenden Einblicke in sein Sabbatjahr! Weiterhin gute Reise!