Es war ein langer Schultag im Dezember, als uns unsere Deutschlehrerin mitteilte, dass wir mit einer 2013 erschienenen Lektüre beginnen würden, die sich ,,Der Trafikant“ nenne und von Robert Seethaler geschrieben worden sei.
Weder diese Kurzeinführung noch die schlichte äußerliche Gestaltung des Taschenbuchs, die sich weitestgehend im Weißton hält und nur an wenigen Stellen von Blau dominiert wird, entfachte unser unmittelbares Leseinteresse. Stattdessen erzeugte das Cover verstärkt die Wirkung, als wäre das Buch inhaltlich keineswegs spannend und eher fad.
Der Titel ,,Der Trafikant“, ein Begriff, der nicht sehr gängig in der Alltagssprache der Zielgruppe ist, welche in diesem Fall junge Leser:innen sind, klingt ebenfalls nicht sehr spannend, wenn man sich auch fragt, was eigentlich ein Trafikant ist. (Spoiler: In Österreich, wo der Roman spielt, ist eine Trafik ein Laden für Zeitungen, Magazine und Tabakwaren – ein Kiosk sozusagen). Das Cover gibt darauf nun keineswegs Hinweise.
Beim Lesen dann die Überraschung: Inhaltlich ist der Roman sehr logisch und spannend. Zusammengefasst handelt der etwa 250 Seiten lange Roman von Franz Huchel, der wegen familiärer Umstände anfangen muss zu arbeiten und somit die Reise nach Wien antritt. Dort wird er als Lehrling des Trafikanten Otto Trsnjeks eingestellt und durchlebt in dieser Zeit des immer stärker aufkommenden Nationalsozialismus in Österreich 1937/38 Ereignisse und Begegnungen, die sein Leben drastisch verändern.
Der Schwerpunkt des Romans liegt auf der Entwicklung von Franz Huchel, die durch einzelne Hinweise im Text hervortritt, zum Beispiel an der Art und Weise, wie er sich kleidet, wie er Sachen tiefgründiger hinterfragt oder seine „Mama“ später mit „Mutter“ anspricht.
Vergleicht man den Anfang des Romans mit dem Ende, ist Franz kaum wiederzuerkennen:
Aus dem noch sehr kindlichen Jugendlichen ist ein erwachsener junger Mann geworden. Ausschlaggebend für seine Entwicklung sind die Zusammentreffen mit dem jüdischen Professor Sigmund Freud, ein Stammkunde der Trafik, und seiner großen Liebe Anezka. Beide stellen das Leben von Franz komplett auf den Kopf und sorgen sowohl für spannende als auch verzweifelte und emotionale Szenen.
„Der Trafikant” ist ein Adoleszenz-Roman, der sich an Jugendliche richtet. Dadurch, dass Franz auch erst um die 17 Jahre alt ist, kann sich der Leser gut in diese Figur hineinversetzen. Durch den geringen Altersunterschied wird eine Nähe zum Leser hergestellt.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Roman sowohl sehr spannend als auch emotional ist. Wenn ihr solche Bücher bevorzugt, dann ist ,,Der Trafikant“ genau das Richtige für euch.
Merkt euch also, dass Dinge manchmal in der Wirklichkeit anders sind, als sie scheinen. Ein Plädoyer also dafür, sich vom Bucheinband nicht abschrecken zu lassen.
KONZequent bedankt sich für diesen Gastbeitrag bei einer Schülerin aus dem Deutsch-Grundkurs 11 und Frau Thießen