Generation Desinteresse – warum sich Jugendliche kaum politisch engagieren

Meinung: Ein Kommentar von Lajos B.

Veränderung und Mitspracherecht in diversen politischen Diskursen, unerwünscht. Schüler:innen interessieren und engagieren sich nicht für ihre Zukunft. Ihnen ist egal, wer was für sie entscheidet. Egal ob im Schulsystem oder beim Klimaschutz, die jungen Leute von heute lassen sich lieber etwas befehlen, statt selbst zu entscheiden. Aber wäre das denn nicht wichtig für die Gesellschaft und die Durchsetzung der Interessen der Jugendlichen?

Manch ein Politiker würde das glatt verneinen. Ein 65-jähriger CSU-Politiker kann durchaus das Selbstverständnis haben, sehr gut die Interessen der jüngeren Generation zu vertreten. So ist es wahrscheinlich auch besser, dass die jüngere Generation eine gewisse Politikverdrossenheit vorweist, sonst müsste sich die Politik nämlich mit jugendrelevanten Themen beschäftigen. Dass junge Menschen zwischen 12 und 17 Jahren rund 17% der Gesamtbevölkerung ausmachen, dementsprechend ein relevanter Teil unserer Demokratie sind und definitiv ein Mitspracherecht haben, spielt in Entscheidungsfragen oft gar keine Rolle. Aber warum auch?

Laut dem Statista Research Department waren im Jahr 2020 gerade mal 4% der 12 bis 25-Jährigen Mitglied einer politischen Partei. Doch dies liegt nicht nur an der Politikverdrossenheit der Schüler:innen, sondern auch an den Parteien selbst. 2021 lag das Durchschnittsalter von CDU-Mitgliedern beispielsweise bei 61,8 Jahren. Wer will schon mit den Freunden seiner Großeltern in politischen Diskurs treten? Um jedoch junge Menschen für die politische Arbeit zu begeistern, kam die CDU auf die Idee, einen Repräsentanten der jungen Leute zu bestimmen: Philipp Amthor – die Verkörperung jugendlicher Coolness.

Was man den Parteien aber zugute halten kann, ist, dass sie fast alle eine Jugendpartei haben. Die Jugendparteien sind eigenständige Jugendverbände und offizielle Jugendorganisationen der unterschiedlichen Mutterparteien. Außerdem liegt das Mindestalter für Mitglieder, anders als bei den Mutterparteien, nicht bei 16, sondern bei 14 Jahren. Altersdurchschnitte wie in der CDU sind also unmöglich, da das maximale Alter der Mitglieder bei 35 Jahren liegt. Ob FDP mit den Jungen Liberalen oder Bündnis 90/Die Grünen mit der Grünen Jugend, alle Parteien im Bundestag haben eine Jugendorganisation. Die Junge Union (CDU) und die Jusos (SPD) sind die ältesten Jugendorganisationen. Die Jusos wurden bereits im Februar 1914 gegründet.

Natürlich kann man eine ganze Generation nicht über einen Kamm scheren. Es gibt sicherlich Jugendliche, die sich sehr wohl für Politik interessieren, aber einfach nicht wissen, wie sie nun politisch aktiv werden können. Das Parteienangebot ist riesig in Deutschland, wie findet man da die richtige? Wenn man nun für sich auf der Suche nach einer Jugendpartei ist, muss man definitiv vorsichtig sein. Die Junge Alternative, die Jugendorganisation der AfD, wurde dieses Jahr vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung im Land eingestuft und erinnert eher an eine Jugendorganisation aus der dunklen Vergangenheit deutscher Geschichte. Da sollte man sich doch besser an die demokratischen Jugendorganisationen in diesem Land wenden. Diese sind zwar häufig radikal-progressiver als ihre Mutterpartei, aber trotzdem noch vertretbar.

Persönlich empfehle ich, dass man sich klarmacht, welche Interessen man hat und sich dann einfach mal die unterschiedlichen Programme durchliest. Leider eine große Hürde für viele Jugendliche, die durch TikTok oder Instagram die Aufmerksamkeitsspanne eines Sechsjährigen haben. Für diese Schüler:innen empfehle ich den Wahl-o-mat, da er recht genau mittels Fragen zu politischen Themen die Parteien anzeigt, die ähnliche Meinungen vertreten. Fest steht aber, wenn Interessen von Jugendlichen auf politischer Ebene durchgesetzt werden sollen, muss sich etwas ändern.

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