LGBTQ ist doch heute ganz normal, oder?

In den letzten Wochen habe ich ein unfreiwilliges Experiment bestritten. Durch das Event „Pride für alle“, das vom 21.09.2022 bis zum 18.11.2022 in Trier stattfand, kam ich an ein LGBTQ-Armband. Um meine Unterstützung zu zeigen, trug ich dieses Armband jeden Tag, auch in der Schule. Von vielen Mitschülern gab es unterstützende, aber – und das hätte ich vorher wirklich nicht gedacht – vor allem negative oder abschätzige Kommentare.

Ich habe nichts gegen Schwule, aber…

Mitschüler, 7. Klasse

Dies war einer der Sprüche, die ich mir, nur weil ich ein Regenbogen-Armband trug, des Öfteren anhören musste. Nachdem ich mir den ganzen Tag abschätzige Kommentare oder Fragen nach meiner eigenen Sexualität anhören musste, ging ich mittags schon fast beschämt vom Schulgelände. Ich finde es krass, wie viel Hass die LGBTQ-Bewegung noch heute im normalen Alltag aushalten muss. Immerhin habe ich einigen Situationen auch Lob und Bestätigung erfahren.

In Deutschland fanden in der Zeit zwischen Mai und September 2022 über 60 CSDs statt. Der Christopher Street Day, ist ein Fest- oder Demonstrationstag der LGBTQ-Bewegung. Es wird Gleichberechtigung gefordert und ein Ende der Diskriminierung. Er trägt diesen Namen, weil sich 1969 in der Christopher Street in New York queere Menschen gegen die Polizei gewehrt haben. Am 11. Juni dieses Jahres war der CSD in Aachen und gute Freunde von mir waren dort.

Man hat so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und es gab so ein Gruppengefühl, ich habe zu einer Menschenmasse gehört, die alle für das gleiche kämpfen. Am Ende wurde Musik angemacht und es herrschte super Stimmung. Doch gab es auch weniger gute Erfahrungen: Eine aus der Gruppe hatte sich eine Regenbogen-Flagge gekauft und wir waren auf dem Rückweg, als wir einer Gruppe Jugendlicher begegneten. Ein Mädchen holte ein Feuerzeug aus ihrer Tasche und sagte: „Flaggen brennen gut.“ Wir entfernten uns schnell von der Gruppe, doch bemerkten noch, wie sie anderen noch brennende Zigaretten nachwarfen. Ich hatte den ganzen Abend ein schlechtes Bauchgefühl.

Anonym

Auch in der Öffentlichkeit gibt es immer wieder Skandale über Prominente, die sich geoutet haben. Solche Nachrichten bringen natürlich Schlagzeilen. Serien wie „Heartstopper“ oder auch „Young Royals“ werden immer beliebter. Doch alleine, dass ich diesen Artikel schreibe, zeigt, dass dieses Thema noch lange nicht als normal angesehen wird. Auch der Skandal über die One Love-Binde bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Dezember 2022 bestätigt das. Ich habe Respekt vor denjenigen, die den Mut aufbringen, sich vor Freunden, Familien, Klassenkameraden oder Kollegen zu outen.

Alle Schüler:innen, die sich der LGBTQ+ Community zugehörig fühlen, sowie deren Unterstützer sind herzlich eingeladen, mittwochs in der 7. Stunde bei der Queercomm AG vorbeizuschauen. Dort gibt es Austausch, Information, Bildungsangebote und Vernetzungsmöglichkeiten.

Bild: Image by rawpixel.com on Freepik

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1 Kommentar

  1. Ich finde es schrecklich, dass Menschen für etwas völlig Normales diskriminiert werden.

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